Geplantes Abstimmungsverhalten der SdK auf der ordentlichen Hauptversammlung am 25.04.03



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HV der Bayer AG am 14.04.2003

Voraussichtliches Abstimmungsverhalten der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre e.V.

TOP 1: Dividendenzahlung von Euro 0,90
Zustimmung (trotz Ergebniseinbruch unverändert gegenüber 2002)

TOP 2: Entlastung des Vorstands
Ablehnung und Gegenantrag s. u.

TOP 3: Entlastung des Aufsichtsrats
Zustimmung

TOP 4: Wahlen zum Aufsichtsrat (Nachwahl von Jürgen Weber, Deutsche Lufthansa, für Wolfgang Reitzle, sowie ein Ersatzkandidat)
Zustimmung

TOP 5: Diverse Satzungsänderungen (betr. Veröffentlichungen, AR-Tätigkeit, AR-Vergütung, Sachdividende)
Zustimmung

TOP 6: Ermächtigung zum Erwerb und zur Veräußerung eigener Aktien
Ablehnung(sofern nicht offene Fragen - z. B. warum beim Erwerb über die Börse ein Zuschlag von bis zu 10 % erforderlich ist - befriedigend geklärt werden)

TOP 7 bis 10: Ausgliederungs- und Übernahmeverträge zwischen der Bayer AG einerseits und Bayer Healthcare, Bayer Polymers, Bayer Chemicals sowie drei Servicegesellschaften andererseits
Zustimmung, da dies die Durchführung des von der HV 2002 gefassten Beschlusses zur Schaffung einer Holdingstruktur bedeutet

TOP 11 bis 13: Abschluss von Beherrschungs- und Gewinnabführungsverträgen mit den unter TOP 7 bis 10 verselbständigten operativen Gesellschaften
Zustimmung

TOP 14: Wahl des Abschlussprüfers (PwC)
Zustimmung

Gegenantrag zu TOP 2: Wir beantragen, dem Vorstand keine Entlastung zu erteilen

Begründung

Der immense Wertverlust der Bayer-Aktie von mehr als 60 % innerhalb nur eines Jahres ist keinesfalls allein auf die Marktumstände zurückzuführen, sondern hat handfeste Gründe u. a. in Versäumnissen und Fehlern des vergangenen Jahres, allerdings auch früherer Perioden. Es ist fraglich, ob das Unternehmen aus eigener Kraft wieder seine frühere Stärke zurückgewinnen wird, Bayer droht zu einem Übernahmekandidaten zu werden, Die Ursachen für den gegenwärtigen Zustand des Konzerns liegen nur zum Teil im Lipobay-Debakel und den nicht abschätzbaren Belastungen daraus. Dabei gehen wir davon aus, dass sich der Vorstand in diesem Zusammenhang pflichtgemäß und verantwortungsvoll verhalten hat. An der Situation um Lipobay wird jedoch der Gesamtzustand der Lage bei Bayer deutlich.

Dabei sind die drohenden, extrem hohen Belastungen aus den Prozessen, die nach unserer Ansicht unbegründet sind, nur von sekundärer Bedeutung. Viel gravierender ist, dass es kaum Kompensationsmöglichkeiten für den Fortfall dieses Umsatz- und Ergebnisträgers im Pharmageschäft gibt. Die einstige „Apotheke der Welt“ rangiert gerade noch auf Rang 16 in der Welt. Trotz der seit Jahren kritisierten unzureichenden Forschungspipeline und des bescheidenen Produktportfolios hat der Vorstand viel zu lange an einer Stand-alone-Philosophie für den Pharma-Bereich festgehalten. Nun findet er offenbar keinen Partner mehr, der Bayer wenigstens als Minderheitsgesellschafter akzeptiert. Die Ankündigungen des neuen Vorstandsvorsitzenden Werner Wenning, eine baldige Lösung zu finden, sind bislang nicht eingelöst worden.

Dass es auch in anderen Bereichen gravierende Versäumnisse gibt, offenbart der gewaltige Absturz des operativen Ergebnisses 2002 im Konzern – vor allen Sonderbelastungen. So hätte die unbefriedigende Position und Rentabilität des Chemiebereichs in der Vergangenheit längst zu intelligenten Lösungen und Partnerschaften führen müssen. Doch hat Bayer die Chancen der weltweiten Konsolidierung in der Chemie nicht ausreichend genutzt.

Unzureichend war offenbar auch die due diligence beim Erwerb von Aventis Crop Sciences für 7,25 Mrd. Euro. Der Kaufpreis wird nun vom Vorstand als zu hoch erachtet, und er fordert nachträglich einen Nachlass. Dies spricht eher für erhebliche Nachlässigkeit bei der Prüfung der Werthaltigkeit des Geschäftes auf der Seite von Bayer. Erfolglos blieben ebenso die 12-monatigen Verhandlungen, das Blutplasmageschäft in ein Gemeinschaftsunternehmen mit Aventis-Behring einzubringen, wie auch der Versuch, die Rhein-Chemie zu verkaufen.

Innerhalb der letzten sechs Jahre hat Bayer etwa 10 Mrd. Euro in den Konzernumbau gesteckt und dabei weit über 20 000 Arbeitsplätze abgebaut – ohne dass sich die Wirtschaftlichkeit grundlegend gebessert hat. Unter anderem durch diese offenkundig unzureichenden Maßnahmen haben die Aktionäre von Bayer einen erheblichen Wertverlust erlitten.
Der Vorstand hat für diese Leistungen die Entlastung nicht verdient.



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Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V.